Ein echter Klassiker

„Die rechte und linke Hand des Teufels“ oder „Lo chiamavano Trinita“ war der erste Western mit dem kürzlich verstorbenen Bud Spencer und Terrence Hill und genau dieser Film hatte einen Soundtrack der bis heute unvergessen geblieben ist. Die Rede ist vom Song Trinity: Titoli. Er kommt aus der Feder von Franco Micalizzi und ist ein ziemlich lockererer aber auch mitreißender Mix aus Westerngitarre, Trompete und Pfeifkonzert. Der Text ist ziemlich simpel und gerade deshalb auch sehr cool, es geht eigentlich nur um nen Kerl, der auf seinem Pferd in eine Stadt reitet und einfach bedrohlich wirkt, weil er eben der härteste Westernheld ist. Und diese bedrohliche Stimmung wird im Song mit einer Lockerheit verbunden, die so sicherlich einmalig ist. Ein echtes Meisterwerk also, dass bis heute wohl jedem im Kopf geblieben ist, auch wenn der Songtitel einem so vielleicht erstmal nichts sagt.

„Trintiy: Titoli“ wurde übrigens auch vor ein paar Jahren im Film „Django unchained“ benutzt. In der Schlussszene entzündet Django dabei Dynamit und jagt eine Villa in die Luft während sein Gegner noch verletzt dort drin liegt und wütend rumbrüllt. Ein wirklich toller Moment. Und auch in „Die rechte und linke Hand des Teufels“ hat dieser Song einiges zum tollen Flair des Films beigetragen und hat seinen tollen Platz im Saloon der Filmmusik mehr als verdient.

In China

Fast 1,5 Milliarden Einwohner leben zurzeit in China und das Land steht vor einem großen Umschwung. Der wirtschaftliche Aufschwung in den letzten Jahren hat die Region nämlich ganz schön verändert und wie diese Veränderungen genau aussehen, wird dem Leser anhand der Stadt Chengdu verdeutlicht. Chengdu selbst ist eine Provinzhauptstadt und hat, wenn man jetzt das Umland mal nicht dazurechnet, ca. 5 Millionen Einwohner. Gerade dadurch, dass Chengdu jetzt nicht so groß wie Shanghai oder Peking ist, wird dem Leser nochmal eine andere Perspektive auf China gegeben; dass macht die Graphic Novel auch ziemlich interessant.

Die Geschichte ist jetzt erstmal recht unspektakulär. Sie handelt von Sascha, der nach Chengdu fliegt, 4 Monate dort bleibt und danach wieder abhaut. Die Handlung erreicht dadurch zwar keine Tiefe aber darum geht es auch nicht. Im Comic werden vielmehr verschiedene Situationen wiedergegeben, in die der Protagonist immer wieder gelangt. Ein gutes und auch ziemlich witziges Beispiel ist Saschas erster Arbeitstag. Um während seines Chinaaufenthaltes Geld zu verdienen, spricht Sascha nämlich Texte in ein Mikrofon ein, die bei verschiedenen Anlässen abgespielt werden und sich an Deutsche richten.

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„Hallo, ich bin Sascha. Wir hatten telefoniert wegen des Jobs“

„Ah, der Deutsche! Gut, dass du gleich kommen konntest. Es gibt im Moment überhaupt keine deutschen Sprecher in Chengdu. Der erste Text wird bei einem Messeauftritt zum Einsatz kommen, der zweite für einen TV-Spot.“

 

„Ich habe eine Frage. Mir ist aufgefallen, dass es viele Fehler gibt in den Texten. Soll ich versuchen, dass zu korrigieren? Es wird nicht leicht, denn manchmal verstehe ich die Sätze nicht.“

 

„Nein, also bitte genau das vorlesen, was hier steht. Die Vorlagen sind von zertifizierten Übersetzern erstellt“

„Shangsheng Sports hält immer an die Entwicklungsphilosophie Technologie macht dem Unternehmen einen Aufschwung fest. Mit der Entwicklung der Geschichte reichert sich unendliche Energie an. Das lässt Shangsheng Sports ständig Erfindungspatente, Gebrauchtmusterpatente und Geschmackssmusterpatente gewinnen.Sahnsheng Sports geht von der gesamten Situation heraus und ist mit seiner eigenen Kraft das größte Branchenweite Entitätsunternehmen geworden. Eine bewegliche Zuschauertribüne von Shanshengsports schaut wie eine Stufenforme nach dem Ausweiten und einen gestapelten Körper in einer Kästchenforme nach dem Rückzug aus. Dies führt zu einer Multifunktionierung des Stadions und zur Erhöhung der Benutzungsrate des Stadions. In die Vergangenheit zurückschauend fühlen wir uns Stolz, auf die Zukunft blickend, sind wir voller Leidenschaft. Shansheng Sports betritt die Bühne mit dem Traum und ruft mit Zuversicht an die Welt. Die Sportindustrie wird wegen Shangsheng Sports viel wunderschöner!“

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Solche skurrilen Situationen kommen in der Graphic Novel immer wieder vor und werden durch die einfachen und interessanten Zeichnungen wiedergegeben und sogar betont. Die gezeichneten Figuren erinnern eher an tierartige Traumwesen, während die Umgebung der Stadt Chengdu zwar ebenfalls sehr einfach aber realistischer wiedergeben worden ist. Immer wieder rückt in den Zeichnungen auch Ungeziefer in den Vordergrund. Die Verbreitung von Kakerlaken und Ratten ist in Chengdu keine Besonderheit. Im Comic arrangieren sich die Stadtbewohner mit den Schädlingen, ja kapitulieren im Grunde genommen vor ihnen.

Neben sozialen Besonderheiten, leidet der Protagonist auch an sprachlichen Barrieren und es wird deutlich, dass er ein zusehend negatives Bild von Chengdu entwickelt.

„In China“ ist eine Aneinanderreihung verschiedener Situationen und Eindrücke aus China. Der hauptsächliche Handlungsstrang ist demnach sehr eintönig und auch die Figuren erreichen keinerlei Tiefe, das hilft dem Leser jedoch dabei sich ein ungefiltertes Bild der Stadt zu machen. Der Protagonist geht in der Verflechtung aus dichtem Verkehr, eng besiedelter Stadtlandschaft und dem vielen Ungeziefer unter und wie Sascha selbst, ersticken wohl auch individuelle und tiefgründige Charaktereigenschaften in der chinesischen Provinzhauptstadt. Wer sich für solche Vorgänge interessiert und einen wirklich spannenden Eindruck aus China mitbekommen möchte, sollte sich „In China“ auf jeden Fall anschaffen. Meines Erachtens nach, ist hier ein wirklich tolles Buch entstanden.

Der Islam gehört zu Deutschland

Im Jahr 2010 war es soweit. Eine Frage, so alt wie die Menschheit selbst, hatte sich in den letzten Jahrzehnten zur bedeutendsten Kontroverse innerhalb unseres nationalist…ähm Entschuldigung…unseres nationalen Selbstverständnisses herausgebildet und wurde endlich beantwortet.

„Der Islam gehört zu Deutschland“

Christian Wulff

falafel-1088440_1920Lecker Falafel!!!!

 

Mit diesem Satz vollzog der damalige Bundespräsident Christian Wulff den ersten Schritt, zu einem längst überfälligen Konsens in der Beurteilung des bis dahin abgeschotteten und fremdlich erscheinenden Muselmannes.

Oder auch nicht. Denn was daraufhin folgte waren Wellen der Empörung, Anfeindungen und der Rücktritt Wulffs. Jene, die zu diesem Zeitpunkt gehofft hatten, das Thema sei damit endlich ausgelutscht, wurden bitter enttäuscht. Der Nachfolger Wulffs – ein ehemaliger Pfarrer namens Joachim Gauck steckte seinen Finger erneut waghalsig in die klaffende Wunde des traumatisierten deutschen Volkes.

„Die Menschen in Europa, das sehen wir überall, nicht nur in Deutschland sind allergisch, wenn sie das Gefühl haben, das was auf dem Boden der europäischen Aufklärung und auch auf dem religiösen Boden gewachsen ist, wenn das überfremdet wird.“

Joachim Gauck

 

Das Thema „Islam- und Deutschland“ setze sich erneut in den scharfsinnigen Hirnen abendländischer Hobbyphilosophen fest und wurde zum wichtigsten Thema seit den Tagebüchern Adolf Hitlers. Heraus kamen gewohnt tiefsinnige und differenzierte Ansichten, die kein Politiker je so ausdrücken könnte.

„Wir sind nicht das Sozialamt der Welt. Deutsches Geld für deutsche Interessen.“

Übelst eloquenter Nazi aus Youtube

 

Auch religiöse Argumente fehlten in der Auseinandersetzung mit dem Thema Islam nicht.

„Wir haben ganz viele Menschen, die nicht an Gott glauben können, weil es die Religionen gibt. Und wir als Deutsche dürfen zahlen. Wir zahlen für die Juden, wir zahlen für alle Leute in der Welt, wir zahlen für die Libanesen, die Palästinenser: Machen Sie mal. Ist mir scheiß egal.“

Noch eloquentere Irre aus Youtube

 

Neben Christian Gauck reagierten auch andere Politiker, wie zum Beispiel das ehrenvolle SPD-Mitglied Thilo Sarrazin, dessen literarische Ausgeburt „Deutschland schafft sich ab“ zum Beststeller wurde und sich bis zum Jahre 2012 über 1,5 Millionen Mal verkaufte.

„Also zuerst einmal bin ich patriotischer Europäer und zweitens mache ich mir auch Sorgen um die wachsenden Anteile von Muslimen in Deutschland und islamistischer Erscheinungen in Deutschland.“

Thilo Sarrazin

 

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Soviel kompetente Debatte muss gelobt werden. Gab sich der gutbürgerliche Demokrat zuvor mit dem genüsslichen Konsum moralisch einwandfreiem pornografischen Material auf http://motherless.com/ hin, steht die besagte Debatte nun im Mittelpunkt seines abendlichen Unterhaltungsprogramms. Denn nur die Frage: „Gehört der Islam auch wirklich zu Deutschland?“ hat so viel hochkarätiges Inhaltspotenzial wie ein russischer Apatit-Goldring aus Juwelo TV und lockt gleichzeitig so viele wichtige und konstruktive Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft mit noch konstruktiveren Meinungen hervor.

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„Ich bin mir meiner Seele in deiner nur bewusst, Mein Herz kann nimmer ruhen, als nur an deiner Brust, Mein Herz kann nimmer schlagen als nur für dich allein. Ich bin so ganz dein eigen, So ganz auf immer dein.“

Waren das noch Zeiten, als wilde und doch edle Männer durch die Gegend herumstolzierten und mit lieblichen Worten auf ihren Lippen und einer Klampfe unterm Arm flehentlich um die Gunst ihrer großen Liebe warben.

Mit dem Zeitalter des Fortschritts revolutionierte sich die Partnersuche jedoch; die einstmals lyrischen Eisbrecher des 19 Jahrhunderts gingen unter und wurden durch liebevolle Kontaktanzeigen in lokalen Zeitungen ersetzt. Für 3 DM pro Wort.

„Jung gebliebene 60gerin sucht gleichgesinnten Herrn, der es sich leisten kann, auf eigene Kosten mit mir Freizeitaktivitäten zu unternehmen. Alter 58-63 Jahre“… ist nur ein Beispiel, welche die Komposition aus sinnlicher Liebesbekundung und einer Prise Pragmatik an dieser Stelle versinnbildlicht.

 

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Der Vorteil der Methode liegt auf der Hand und wird noch heute genutzt. Aber auch die Digitalisierung ermöglicht uns komplexere Umwerbe-Strategien mit höheren Erfolgschancen. So verliebt sich im Liebeselysium Paarship etwa alle 11 Minuten ein Einspänner und Akademiker müssen sich im „Knuddels für Singles mit Niveau“ nicht mehr den dumpfen Blicken raffgieriger Bäckereifachverkäuferinnen aussetzen.

Daneben bieten sich Beischlafbekundungsbörsen wie Tinder und dessen asozialeres Pendant Lovoo an. Mit philosophischen Gedankenkonstruktionen wie:

Real Dates/ No Fakes (*Daumenhochsmily)

Lebe! Liebe! Lache!

Oder

Männer, die nur aufs eine aus sind, können gleich wieder abziehen. Keine Lust auf One Night Stands. Thanks for Listening.(*Wundertütensmily)

weisen anstandsbehaftete Damen in ihren Profilen darauf hin, was sie von den männlichen Usern dieser Portale erwarten. Der Konter kommt zugleich mit eigenen Aussagen wie:

Hey meldet euch und mal schauen was sich ergibt (smily) bin schwul (smily)

Hallo. Wie geht es dir?

oder

Ich bin für Beziehung und Freundschaft offen (smily)

Das hohe Potenzial für ein genüssliches Zusammensein tritt hier offen zutage. Bleiben nur noch die Worte eines der größten Rammler in der deutschen Literaturgeschichte zu rezitieren:

„Laß dich, Geliebte, nicht reun, daß du mir so schnell dich ergeben!
Glaub es, ich denke nicht frech, denke nicht niedrig von dir. Vielfach wirken die Pfeile des Amor“

Johann Wolfgang Goethe

Die Akimuden

Wenn ihr auf zombieapokalyptische Handlungen steht, wird euch der Anfang der „Akimuden“ wohl ziemlich gut gefallen. Moskau wird von den Toten heimgesucht. Der Ich- Erzähler, ein Schriftsteller, der generell viele Gemeinsamkeiten mit dem Autor des Romans innehat, verschanzt sich mit seiner Mutter in einer Metrostation. Hier wird er Zeuge eines blutigen Massakers durch die Toten. Die Flucht scheint beinah aussichtslos, doch plötzlich helfen ihm zwei Zombie-Damen aus der Metrostation zu entkommen. Und danach? Gehen die drei erstmal schick essen. Was erstmal ziemlich skurril klingt, ist nur ein kleiner Auftakt zu einem wirklich surrealistischen Science-Fiction-Plott. Obwohl die Toten zuerst gefährlich scheinen, gewöhnen sich die Menschen recht schnell an ihre neuen Mitbewohner. Mitbewohner trifft es hier vor allem deshalb ganz gut, weil die Gesellschaft quasi vor ganz banalen Problemen steht, wie beispielsweise die Frage, wem welche Wohnung gehört, denn die Menschen leben schließlich in den Wohnungen, in denen vorher die Toten gelebt haben. Das Dilemma wird ganz einfach gelöst, die Betroffenen schließen sich zu WG`s zusammen. Das dabei nicht immer alles ganz reibungslos von statten geht, erfährt der Leser aus der Sicht des Ich-Erzählers:

Auch in meiner Wohnung machten sich verschiedene Tote breit. Ein toter Arzt tauchte auf, der meine Wohnung im Jahre 1911 gekauft und sie im Jugendstil hergerichtet hatte. Dann kamen Sowjetfunktionäre. Ich warf sie raus, sie kamen wieder. Wir prügelten uns direkt im Flur. Sie behielten die Oberhand. Sie besetzten vier von fünf Zimmern. Ich zog mich ins kleine Schlafzimmer zurück, mit Fenster nach Norden.

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Mit der Rückkehr der Toten errichten gleichzeitig die Akimuden eine Botschaft in Moskau. Hierbei handelt es sich um ein Land, dass es auf der Landkarte nicht gibt. Nach und nach stellt sich heraus, dass die Akimuden das Paradies verkörpern, das gerade zum Ende des Buches immer mehr definiert wird. Der Botschafter der Akimuden trägt den mehr oder weniger einfallsreichen Namen „Akimud“ und ist eine Art Erlöserfigur. Im Grunde genommen findet die Handlung hier ein Ende, denn was folgt ist die ausgestaltete Metapher vom politischen und gesellschaftlichen Zombietum Russlands. Dabei treten immer wieder sowohl reale als auch fiktive Charaktere auf und verstricken sich in metaphorische Handlungen und Dialoge.

Ein gutes Beispiel hierzu, stellt ein Treffen zwischen dem Botschafter Akimud und verschiedenen Schriftstellern des Landes dar. Der Botschafter ist unzufrieden mit den Ansichten der Literaten und berät sich mit dem Kulturattachè was zu tun sei:

 

Akimud: „Laden Sie andere Schriftsteller in unsere Botschaft ein.“

Kulturattachè: „Tolstoi und Dostojewski?“

Akimud: „Gott behüte! Die zermürben mich mit ihrer Autorität! Bitten Sie die Gesandten des Silbernen Zeitalters und den ein oder anderen aus der Sowjetzeit zu Gast…Zum abendlichen Teetrinken.“

Kulturattachè: „Laden wir auch Ausländer ein?“

Akimud: „Zum Beispiel?“

Kulturattachè: „Joyce.“

Akimud: „Er ist natürlich ein Genie, aber ich hab ihn nie zu Ende lesen können.“

Der Kulturattache sah seinen Boss vorwurfsvoll an.

Kulturattachè: „Herr Botschafter, ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Sie ihn zwei Monate lang beim Frühstück mit Vergnügen gelesen haben.“

Akimud: „Na und?“ Der Botschafter errötete leicht. „Das sagt überhaupt nichts“.

 

Dass die eigentliche Handlung doch recht schnell abgeschlossen ist, obwohl sich der Roman über 450 Seiten erstreckt, tut dem Werk leider einen großen Abbruch. Obwohl die Grundidee des Buches sehr gut ist, mangelt es an der Umsetzung durch viel zu viele einzelne und voneinander unabhängige Handlungsstränge. Der Autor setzt bei seinen Lesern ein absolut gefestigtes Wissen über russische Geschichte und Literatur voraus. Wer das nicht mitbringt, wird trotz der interessanten Metapher keinen Zugang zu dem Buch finden. Das intellektuelle Niveau des Werkes ist demnach sehr hoch, so dass es sich bei den „Akimuden“ wohl nicht um eine leichte Freizeitbeschäftigung handelt. Was Dem Autor dagegen sehr gut gelungen ist, sind die ironischen und witzigen Einzelsituationen, in denen auch immer wieder auf aktuelle Ereignisse hingewiesen wird, wie zum Beispiel der Kanidaturverlauf des aktuellen russischen Präsidenten Putin.

Deine Zeit ist abgelaufen. So bestimmt es das Familiengesetz. Nicht öfter als zwei Mal. Wie, nicht mehr als zwei Mal, wo ich doch für ewig will? Für ewig! Leckt mich doch am Arsch! Doch dann überlegte er einen Moment, fand sich damit ab und entschied, seine Frau dem kleinen Bruder abzutreten, denn ein gesetzestreuer Chef ist ein Vorbild für die ganze Welt. Wenn man nur zwei Mal darf, dann mache ich eben Platz. Auch das – eine Heldentat! Der kleine Bruder trat an, irgendwie kein Iwan der Dumme, aber besser wäre er ein Dummkopf gewesen, denn nur Dummköpfe haben keine Angst vor dem Chef.

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Trotz der teils witzigen Situationen und Dialogen ist „Die Akimuden“ meiner Meinung nach ein eher mäßiger Roman. Wer sich gut mit russischer Geschichte und Literatur auskennt kann an diesem Werk jedoch auf jeden Fall Spaß haben, sofern er sich mit hochintellektueller Satire identifizieren kann. Wer jedoch auf eine Geschichte mit klassischem Verlauf und Spannungsbogen hofft, wird mit den „Akimuden“ eher enttäuscht.

PJ Harvey – The Hope Six Demolition Projekt

 

Eine feste Größe in der Postpunk-Szene ist PJ Harvey ja schon sehr lange, dementsprechend haben viele Fans ihr neues Album „The Hope Six Demolition Projekt“ schon sehnsüchtig erwartet. Und eines kann man sagen: Sie wurden nicht enttäuscht. Die Aufnahmen fanden im Somerset House in London statt und konnten öffentlich besichtigt werden. Herausgekommen ist eine Platte mit düsteren und melancholischen Tracks und abwechslungsreichen Musikelementen. Zwischen Chören, Saxophonen und E-Giarren verarbeitet Harvey so Erfahrungen aus ihren Kosovo- und Afgahnistanreisen.

Auf der Platte befinden sich viele coole und vor allem vielschichtige Tracks. Besonders gelungen sind dabei an verschiedenen Stellen Annäherungen zum Blues. Das hört man zum Beispiel sehr gut im Song „The Ministry of Social Affairs“.

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Die sozialkritische Intention des Albums versteht sich ja fast schon von selbst, hier werden vor allem globale Probleme in den Vordergrund gerückt. Dazu passt auch das Ende des Albums, das aus einem sehr melancholischen Song mit dem Titel „Dollar, Dollar“ besteht.

Fest steht: PJ Harvey zeigt auch nach ihren letzten großartigen Platten, was sie drauf hat, so dass auch dieses Album einfach nur empfehlenswert ist. Ich hatte auf jeden Fall eine Menge Spaß damit.

 

Stimmt ihr mir zu oder seid ihr anderer Meinung? In der Kommentarbox könnt ihr euch auslassen.

Entwicklung in der Medienlandschaft geht weiter!

Groß, authentisch und Vielfältig – All diese Adjektive beschreiben den Zustand der deutschen Medienlandschaft sehr gut. Im Gegensatz zu den charakteristischen Formen von den Produktionen der 90er, gibt es heute eine Menge Qualität. Während sich unsere Eltern im Zeitalter der Telefunken-Röhrengeräte durch geistige Ergüsse von Britt Hagedorn oder Barbara Salesch inspirieren ließen, war mit der Agenda 2010 und dem Hartz 4 Gesetz auch für die nachfolgende Generation ein Weg geebnet, der die Erforschung neuer Formen der gesellschaftlichen und geistigen Vielfalt ermöglichte. War die hochgelobte Richterin in den archaischen Fernsehgeräten noch zu ertragen, sorgte die Entwicklung der HD-Auflösung für eine dramatische Veränderung in der häuslichen Wahrnehmung ihres Antlitzes. Barbara Saleschs erfrischender und schlagfertiger Ausdruck entpuppte sich als Trug und die Faltenanzahl ihres Gesichtes –Vergleichbar mit jener, die auch die Brunftkugel Alexander Gaulands verziert- kam zu Vorschein. Wie ein Freier seine Dirne wechselte der gesellschaftskonforme Bürger zu innovativeren Formaten wie „Familien im Brennpunkt“, „Die Trovatos“ oder „mitten im Leben“. Was der einst so erfolgreichen Richterin verblieb, war der Versuch einer Rückeroberung des öffentlichen Interesses durch die Literatur.

Als die unangefochtenen Fernsehstars der 90er Jahre langsam von der Bildfläche verschwanden und sich die Stimmung im Land der von Mascarapigmenten und Tränen beschmierten Visage eines hohlwangigen Topmodels anglich, ergab sich zugleich eine Chance.

Endlich ein Programm, das sich fernab psychoanalytischer Verfahren in Talkshows oder juristischer Abstraktionen einem niveauvollen Unterhaltungsauftrag annähern kann und dabei die Nähe zum Zuschauer wahrt.

Das Genre der Doku-Soap boomt. Der Ablauf von Sorgerechtsstreitigkeiten und Scheidungsprozessen wurde mit der Präsentation psychologisch differenzierter Verhaltensmuster und philosophisch ausgeklügelter Weltanschauungen verknüpft. Eine grandiose Entwicklung mit viel Potenzial.

Moin!

In diesem Blog findet ihr interessante Radio-Beiträge von mir in Schriftform 😀 Ich persönlich finde, dass verschriftliche Radio-Beiträge schon deshalb ziemlich cool sind, da sie vom Duktus der üblichen Schriftsprache abweichen und irgendwie eine interessante Form der Kommunikation sind. Wenn ihr Bock habt, mal einen meiner Beiträge zu hören, solltet ihr den besten Radio-Sender der Welt hören: Hertz 87.9

 

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Die Rückkehr des Godfather

Es gibt Musiker, über die man beim Hören einfach immer wieder stolpert. Für Hip-Hop-Fans ist es 2pac, für Popfans ist es Madonna. Bei Anhängern des Punkrocks ist es unter vielen anderen Iggy Pop. Der holte sich für sein neues Album „Post Pop Depression“ gleich mehrere bekannte Künstler, wie Josh Homme und Dean Fertita von Queens-Of-The-Stone-Age sowie Matt Helders von den arctic monkeys mit ins Boot. Herausgekommen ist eine Platte, die vor allem durch eine Mischung aus trotzigem Rock und hervorstechender Düsternis geprägt ist. Fast jeder Song führt den Hörer durch eine apokalyptische aber auch benebelte Welt.

Insgesamt beinhaltet das Album trotz der durchgehend düsteren Stimmung vielseitige Songs. Gleich im zweiten Song „Gardenia“ präsentiert sich Pop in bester David-Bowie-Manier. In „Sunday“ wird Funk mit einem Frauenchor gepaart.

Mein persönlicher Höhepunkt in diesem Album ist der Song „Vulture“, ein ziemlich schmutziger Mix aus Akustik- und E-Gitarre, den man sich durchaus so vorstellen kann, als wäre er die Hintergrundmusik eines Westernfilms, in dem gerade jemand in der trockenen Einöde verdurstet.

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Wusstet ihr eigentlich, dass Iggy Pop eine gewisse Sucht nach deutschem Fastfood verspürt? Im Song „German Days“ verarbeitet der Sänger einen Aufenthalt in Berlin, bei dem er sich in die deutsche Imbissbuden-Kultur verliebt hat.

Nach den eher mittelmäßigen letzten Alben reiht sich der 68 jährige Pop mit dieser Platte auf jeden Fall wieder in den Olymp der Rockmusik ein.

Was meint ihr? Findet ihr „Post Pop Depression auch so geil? Über Kommentare freue ich mich sehr 🙂